Ort | München |
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Fläche | 13,5 ha |
Auslober | Bayerische Versorgungskammer |
Visualisierung | Jonas Bloch |
Status | Wettbewerb 06/ 2016 |
Datum | 2016 |
Mitarbeit | Ina-Maria Schmidbauer, Patrick von Ridder, Peter Scheller, Liesa-Marie Hugler, Bastian Vollert, Sibylle Schmitt, Sevinc Yüksel |
Fürstenried West ist ein Zeugnis des Leitbildes der gegliederten und aufgelockerten Stadt. Die Großwohnanlage entspringt einer bedeutenden, stadtbildprägenden Phase der Münchner Stadtentwicklung der 60er und 70er Jahre. Vorzufinden ist eine übergeordnete, aufgelockerte Anordnung von Baukörpern, die einer orthogonalen Ordnung folgt. Die Landschaft fließt frei zwischen den Gebäuden hindurch. Die Überlagerung von städtebaulicher Setzung und Landschaftsraum sind das Charakteristikum dieser Siedlung. Das räumliche Gefüge bildet sich durch die Nachbarschaft unterschiedlicher Typologien: Punkthäuser, Zeilen und gestaffelt in Reihe gefügten Punkthäusern. Diese aufgelockerte Struktur bietet vielfältiges Potential für eine Nachverdichtung. Der Entwurf interpretiert und konkretisiert diese Orte durch das Hinzufügen neuer Typologien und das Schaffen neuer stadträumlicher Zusammenhänge, die ihre Kraft aus dem Dialog zwischen Bestand und Nachverdichtung ziehen.
Klar ablesbar in ihren unterschiedlichen und besonderen Potenzialen und Qualitäten werden drei Teilquartiere erkannt und fokussiert behandelt. Die Art und Weise der Nachverdichtung reagiert auf die jeweiligen Besonderheiten der drei Quartiere:
"Mäanderraum" – Das Baufeld östlich der Appenzellerstraße:
Durch die maßstäblich angemessene, feinkörnige Nachverdichtung mit geringen Gebäudehöhen wird der Straßenraum neu artikuliert und es entsteht ein mäandrierender abwechslungsreicher Freiraum zwischen den Bestandsbauten und den quer zur Appenzeller Straße gestellten Neubauten. Es entsteht ein neuer, klar orientierter durchlässiger Binnen- und Erschließungsraum mit hohem Aufenthalts- und Identifikationswert.
"Enfiladelandschaft" – Das Baufeld westlich der Appenzeller Straße:
Das Baufeld bildet seinen Charakter aus den hohen Gebäuden. Diese Raumabfolge wird durch die Setzung neuer Baukörper gestärkt und bildet an der Appenzeller Straße einen neuen Rhythmus. Es entstehen klar definierte, räumlich gefasste neue Teilräume, die öffentlichen Nutzungen angemessen Raum bieten. Der markante Stadtrand wird durch die Setzung von neuen Punkthäusern fortgesetzt, welche die Reihe ergänzen und den diagonalen Raumbezug stärken.
"Offener Wohnhof" – das Baufeld nördlich der Bellinzonastraße:
Die orthogonal verdrehte Gebäudestellung, sowohl zur Bellinzonastraße, wie auch zur Forst-Kasten-Straße wird in gestaffelten Baukörpern ergänzt. Es entstehen ein rhythmisierter Straßenraum und klar ablesbare offene Wohnhöfe von hohem Wohnwert.
Sorgfältig untersucht wurde welche Typologien in ihrem stadträumlichen Kontext als Objekt durch die Maßnahme einer Aufstockung gewinnen und einen Betrag zum neu entstehenden stadträumlichen Gefüge leisten. Gewählt wird der 4-geschoßige Punkthaustypus der sich westlich der Appenzeller Straße und nördlich der Bellinzonastraße findet. Die bestehenden Punkthäuser erhalten im neuen städtebaulichen Kontext mehr Prägnanz als Hochpunkte. Durch die 2-geschossige Aufstockung entsteht ein neues Gebäude. Das ausschließliche Angebot an 4-Zimmer-Wohnungen wird um 2- und 3-Zimmer-Wohnungen erweitert, damit ist die Voraussetzung für eine vielschichtigere Hausgemeinschaft geschaffen. Der viergeschossige Bestand mit vorgesetzten Loggien, den vertikalen Fensterstreifen und den großformatigen Waschbetonplatten wird zum Sockel und in seinen Volumen teils fortgesetzt, teils ergänzt. Die bauplastische Verwandtschaft zum Bestand wird durch das Zusammenfügen von Teilvolumen hergestellt. Durch ein weißes, feinmaschiges Streckmetallkleid wird der Baukörper in seiner Plastizität gestärkt. Die Aufstockung wird als Konstruktion in Holzbauweise (Tafelbauweise) hergestellt, die durch ihr hohes Maß an Vorfertigung und ihre Leichtigkeit einen großen Vorteil bietet. Die Bauweise ermöglicht einen verkürzten Bauablauf und lässt damit die Bestandsmieter, so weit es geht, ungestört.
Die neuen Gebäude westlich der Appenzeller Straße präzisieren die vorgefundenen und beschriebenen stadträumlichen Charakteristika und Typologien, indem sie zwischen der Straße und dem in die Tiefe greifenden Landschaftsraum des Quartiers vermitteln und ein Entree in diesen Landschaftsraum an der Straße markieren. Der Anspruch an eine hohe Mischung von Nutzung und Wohnungsgrößen wird in diesem Gebäude umgesetzt. So finden sich im Erdgeschoß nach Süden orientiert ein Cafe, ein Bürgersaal und eine Bürgergalerie und weiter im nördlichen Gebäudeteil Atelierwohnungen mit zur Straße ausgerichteten Atelierräumen. Das Gebäude fügt sich aus 3 Baukörpern. Jeder Baukörper hat einen eigenen Eingang und ein eigenes Treppenhaus. Eine Mischung aus 1,5 – 4-Zimmerwohnungen orientiert sich meist auf zwei Seiten zu einem Freibereich. Die Straßenseite ist klar strukturiert und städtisch in der Anmutung, während die Westseite zum Landschaftsraum reliefierte, verspringende Freibereiche anbietet. Das Haus bietet als Besonderheit zusätzlich Gemeinschaftsloggien an den Treppenhäusern und eine Gemeinschaftsterrasse an.